Ich finde, dass queere Freude zu wenig sichtbar ist, da- her beschäftigt sich mein Projekt mit ‘QUEER JOY’. Ich finde Tattoos sind Teil von queer culture und daher ein perfektes Medium um Themen rund um Identität, Kör- per und Community sichtbar zu machen.
Ich habe ein Gruppenkonzept entwickeln, das sich aus sechs Einzeltattoos zusammensetzt.
Dafür habe ich zunächst Interviews mit den Teilneh- menden geführt und erfragt, was für diese ‘queer joy’ und ‘pride’ bedeuten. Inspiriert von den Antworten habe ich dann personalisierte, aber von mir frei ge- staltete Tattoo-Motive entworfen, die so auf den Teil- nehmenden tätowiert wurden, dass sie in der Gruppe aneinander anschließen und ineinander fließen. All die einzelnen Tattoos ergeben ein einziges großes Tattoo, das über alle Körper verläuft.
Es geht mir darum, die individuellen und persönlichen queeren Biografien visuell zu übersetzen und somit die Vielfalt unserer Community zu zeigen. Auf der anderen Seite soll das Gruppentattoo zeigen, dass die Communi- ty nicht ohne die Individuen entstehen kann.
Queer joy…
Da ich als Sozialarbeiterin und Sexualtherapeutin in einer queeren Beratungsstelle arbeite, erlebe ich beruflich täglich sehr positive Gefühle, weil ich als Mensch gesehen und in meiner Sexualität nicht hinterfragt werde. Außerdem arbeite ich mich 12 queeren Menschen zusammen, die jeden Tag gemeinsam mit mir für queere Rechte kämpfen und Menschen unterstützen. 
Weiter koordiniere ich ein Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt, in dem wir mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu den Themen geschlechtliche und sexuelle Vielfalt arbeiten. In dem Kontext bedeutet queer joy für mich, wenn ich mit meinem Team zusammensitze, Pizza esse und darüber diskutiere, wie queeres Leben noch sichtbarer werden kann, oder auch wenn 13-15 jährige selbstverständlich queer leben und z.B. AG‘s an ihrer Schule initiieren um ihre Schule queersensibler zu gestalten. 

Queer joy bedeutet für mich außerhalb meines Berufs z.B. in Tirol in den Bergen zu wandern und am 3 Tag festzustellen, dass die 3 Personen die sich zufällig getroffen haben queer sind- und sich mit ihnen über negatives männliches Verhalten am Berg auszutauschen, während man 5 Stunden einen Gipfel besteigt. 
Queer joy bedeutet für mich auf queere Konzerte zu gehen und die Stimmung zu fühlen und zu erleben. 
Queer joy bedeutet für mich mit friends auf den Dyke March zu gehen- zu kämpfen und zu feiern. 
Queer joy bedeutet für mich mit queeren friends Princess Charming zu gucken und sich darüber stundenlang auszutauschen. 
Queer joy bedeutet für mich in mein Geburtsland Polen zu fahren, queere Räume zu besuchen und in Warschau auf die Pride zu gehen. 
Queer joy bedeutet für mich, mich zu outen und schöne Erfahrungen zu machen und Unterstützung zu erfahren. 
Queer joy bedeutet für mich Allys zu haben, die eingreifen wenn ich Diskriminierung erfahre und sich für queere Rechte einsetzen. 
Queer joy ist für mich Filme zu schauen, -was ich sehr gerne tue- und ohne es zu wissen, einen vibe zu spüren das die Person, die ich heiß finde queer ist und es dann Monate später zu erfahren 😊
Queer joy ist für mich queeren Sex zu haben und sexpositive Orte zu besuchen. 
Marta
Menschen dies nicht haben verstehen nicht, wie befreiend es ist, aus diesem Zustand von verstecken immer mehr herauszubrechen, sich selbst neu zu entdecken, alle Ecken auszubügeln und zu spüren was es bedeutet einfach mal man selbst zu sein. In einer Welt in der der Hass regiert und Nächstenliebe an Bedeutung verliert ist Queerness Macht.
Denn das was dich selbst eigentlich ausmacht wurde schon immer am Kragen gepackt und in Schubladen gesteckt. Manche wurden zugeschlossen, manche sind auch aufgebrochen. Doch ganz egal ob zu oder offen, Schubladen bleiben Schubladen. Sie sind unbequem und unangenehm. Vor allem dann, wenn man hineingezwungen wird.
Unsere Identität, die Art wie wir auftreten und immer "queerer werden" hat nichts mit Übertreibung zu tun. Hättet ihr uns dafür nie umgebracht, diskriminiert und niedergemacht wären wir nicht in dieser Situation. Angst war das Einzige, was uns aufgehalten hat. Was auch heute noch bei so vielen diese Schubladen aufmacht und Panik verursacht. Doch je lauter wir werden, umso mehr entlernen wir Strukturen in den Köpfen, die nie uns gehörten, uns jedoch täglich eingetrichtert wurden.
Queerness ist macht. Queerness entfacht ein Feuer in mir drin, dass irgendwie mit allen anderen Kämper*innen verbunden ist. Gemeinsam lodern wir auf, kommen aus uns raus und treten hinaus in eine Welt, die wir uns bauen wollen. Das was hier passiert, das ist ein Befreiungsschlag. Ein durchatmen, nachdem man 20 Jahre die Luft angehalten hat.
Queerness ist Macht. Die Macht endlich auch nach außen hin zu zeigen, wer man wirklich ist ohne zu verschweigen wofür man vorher keinen Mut hatte. Denn das Coming Out ist für die meisten erst der Anfang. Mein Coming Out, das hatte ich mit 15. Trotzdem hab ich noch lange nicht gesehen, was da alles dahinter stecken kann. Heteronormativität hat mich dazu gebracht, Jahre lang auf Jungs zu stehen, die mich nicht mal mit dem Arsch ansehen. Weil ich halt gar kein Vorbild hatte. Niemand hat mir beigebracht, was ich eigentlich alles verpasse:
Den Anklang in der Szene finden, FLINTA küssen, Gefühle empfinden. Diese Unterschiede langsam merken, nach und nach den Selbstwert stärken. Sich sicher fühlen. Rückhalt spüren. Erfahrungen teilen und einander zuhören. Alles hinterfragen, fehlende Bildung beklagen.
Und dann: Aktivistisch und laut werden. Alte Freund*innen aus dem Leben werfen, dies einfach nicht verstehen wollen. Die dann sowas sagen wie: Wer braucht das denn noch? Ehe und Adoption, ihr habt das alles doch! Und ja, das stimmt, vor diesen Gesetzen, da sind wir gleich. Nur leider unterstreicht das Gesetz nicht die Zeit, in der wir wirklich leben. Außerdem gilt diese Gleichheit auch nur für Cis-Lebewesen. Denn viele, die trans sind in diesem Land, werden schlichtweg einfach nicht anerkannt. Zumindest nicht so, dass sie ihre Würde behalten, die Joy, die entstehen sollte, wird mit geballten Fäusten von jeder Hürde und jeder Mutmaßung so hart getroffen, dass die Freude sich eher wie verlieren anfühlt. Denn aus der eigenen Identität einen Kompromiss zu machen, nie richtig da ankommen, nicht ohne diesen Schatten, muss so frustrierend sein, ich kann es nicht fassen. Wieso glauben die denn, dass sie es besser wissen? Wie können sie es wagen so krass verbissen, davon auszugehen, dass alle trans Menschen sich aus Spaß so lang abquälen.
Queerness ist auch Wut. Auf alles, was uns angetan wurde. Auf Gesetze und auf Vorwürfe, auf Ignoranz und Intoleranz. Doch das Gute an der Wut, sie geht nicht einfach so. Sie gibt uns den Antrieb, sie schlägt auch mal K.O. Alles ist besser als Kapitulation. So lange wir noch können, muss sich unsere Wut also lohnen. Für alle Menschen, die keine Stimme mehr haben, müssen wir doppelt so laut klagen. Also nutzen wir die Macht, die die durch Wut entfacht. Menschen, die das gleiche fühlen, ja die können das spüren. Spüren den Zusammenhalt, haben selbst die Faust geballt. Stehen Rücken an Rücken und Seite an Seite. Wir bauen die Brücken, die wir für unsere Zukunft brauchen. Wir spannen die Seile, die uns vorher um den Hals lagen und können endlich so sein, wie wir es vorher nie sein durften. Wir müssen lernen wer wir sind, weil uns allen eine Rolle zugeteilt wurde. Durften nicht selbst wählen, welche Sätze wir hören, konnten uns lange auch einfach nicht wehren. Genau deswegen ist Sprache für uns auch so wichtig. Weil ganz lange einfach die falsche benutzt wurde und auch immer noch wird.
Queerness ist Macht. Ich werds auch immer wieder sagen. Ich werd erst meine Klappe halten, wenn alle das verstanden haben.
Alexa
Queer Joy/Pride bedeutet für mich das bedingungslose Ausleben meiner eigenenen Identität und mein Leben bedürfnisorientiert zu gestalten. Das bedeutet auch gesellschaftliche Normen zu hinterfragen, mich ihnen zu stellen und vorallem meine Intersektionalität anzuerkennen (black, queer, women) sodass kultursensibel mit dem Thema umgehen kann. 

Die Opression die ich wahrnehme, sorgt gleichzeitig dafür, dass ich die Momente in denen ich mich in meinem Safespace befinde (Geschützte Räume aber auch Menschen) noch viel besser wahrnehmen und genießen kann, wenn denn dann die Möglichkeit da ist! Queer Joy heißt für mich ebenfalls negative Erfahrungen anzuerkennen und mir wichtig genug zu sein Hilfe zu suchen und auch anzunehmen, wo sie auch Sinn macht! Dazu zähle ich zum Beispiel Gesprächspartner:innen (betroffene und nicht betroffene), Therapie und auch Abgrenzung von negativen Spaces und Menschen! 

Eine der größten Bedeutungen für mich ist es aber meine doch vorhandenen Privilegien für den Aktivismus zu nutzen, um Missstände dort zu bekämpfen, wo es die Betroffenen eben nicht können❣️
Gina
Queer Joy erfahre ich vor allem auf meiner Haut. Sie ist die Direktheit, die ich seit meiner Brust-OP spüre, wenn ich einen Menschen mit flachem Oberkörper umarme. Sie ist die Baumwolle des Tshirts, das unmittelbar (ohne Binder) auf mir aufliegt. Sie ist die Luft, die meinen Körper streift, wenn ich mich nackt in der Wohnung bewege. Sie ist, meine physische Oberfläche zu spüren und somit wahrzunehmen "Da sind meine Grenzen". Sie ist, eine Hand auf meine Brust zu legen, wenn ich wieder ein bisschen dissoziiere, und mein Herz ganz nah zu fühlen. Mir zu sagen "In diesem Körper bist du sicher". Oft ist Queer Joy laut und spaßig, aber in den berührendsten Momenten schleicht sie über mich, leise und zärtlich, wie eine Gänsehaut.

SO UNFASSBAR TRANS
Bin ich trans genug
Alle fragen sich
Wenn ich es nicht immer schon wusste
Wenn ich noch wie ein*e [...] wahrgenommen werde
Wenn ich als [...] nicht todunglücklich war
Bin ich mir sicher genug
Bin ich radikal genug
Habe ich genug gelitten
Aber meine Lieben 
Trans ist für niemensch reserviert
Die Kriterien in unseren Köpfen
Sollen es uns nur schwer machen
Auszubrechen, auszubrechen, auszubrechen
Fantasie, Freiheit, Freude
Haben keinen Preis
Nehmt alle davon, so viel ihr wollt
Wir sind nicht zu wenig
Für das System sind wir zu viel
Zu verbunden mit uns selbst
Zu mutig, um keine Fragen zu stellen
Zu stark, um uns fesseln zu lassen
Ich springe durch keinen Reifen
Ich lauf über keine Hürde
Ich bin wie ich will, nicht wie ihr wollt
So unfassbar trans sind wir

Jacob 
Queer Joy bedeutet für mich Ich sein zu können. 
So sein zu können wie ich immer war und Lieben zu können
Egal welches Geschlecht die Person hat ohne dafür verurteilt zu werden. 
Ich bin in einem Christlichen Umfeld aufgewachsen wo es immer normal war Heterosexuell zu sein. 
Auch deswegen  war es für mich so ein langer schwieriger Prozess mich zu Akzeptieren das ich nicht Heterosexuell bin und trotzdem wertvoll bin, Geliebt werde und es okey und wunderbar ist Queer zu sein und in meinem Fall auch Christin zu sein. 
Queer Joy und Pride bedeutet für mich das jeder Mensch egal welches Geschlecht welche Sexualität oder wie man aussieht zu lieben und zu akzeptieren, weil jede Person wunderbar ist und sie selbst sein kann. Ich bin Stolz und dankbar Ein Teil davon zu sein und anderen zu zeigen. 

Nele
queer joy für mich bedeutet sicherheit.
ich bin autistisch, gender non conforming und queer, bringe eine lebensgeschichte mit, die niemand mit 26 schon haben sollte. aber ich habe mein umfeld gefunden und gewählt, habe das erste mal sicherheit und liebe finden können und das direkt in meinen engsten freunden. queer sein ist so frustrierend und noch immer schwierig, aber die verbindung zu anderen ist umso stärker. die freude die man lernt zu lieben, wenn man jemanden kennen lernt, dessen meinungen zu meinen passen und dem alles andere egal ist: keine angst, keinen weltschmerz fühlen, einfach nur mal liebe für den moment.
das ist queer joy, sein können wie man will und nie konnte und vorallem anderen die möglichkeit geben das selbe zu tun.
ich will ein safe space sein und kein bisschen hass kann mich davon mehr abhalten.
Misha

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